29Mrz
2006

Links schwul - Rechts kurzatmig

Da die etatmäßige Begleitung Elementarteilchen nicht sehen wollte, bin ich allein in den Kinotempel gepilgert. Als ich pünktlich zum Vorstellungsbeginn um 20:00 Uhr in den Saal kam, waren die Plätze neben meinem Sitz frei, was ich angenehm fand. Der Anfang der Vorstellung verzögerte sich etwas und nach ein paar Minuten machte es sich ein schwules Pärchen im Kuschelsitz zu meiner Linken gemütlich. Es ist schon seltsam, wie oft sich Klischees bestätigen. In der Intonation des Gespräches der Beiden fand sich tatsächlich dieser Singsang wieder, der so gern Schwulen zugeordnet wird. Ich orientierte mich in meinen Sitz leicht nach Rechts und hoffte, dass sie den Kinoabend nicht zum ausgiebigen Schmusen nutzen wollten. Ich muss eingestehen, es immer als etwas unangenehm zu empfinden, wenn ich unmittelbarer Zeuge schwuler Zärtlichkeiten werde. Die Jungs waren jedoch von zurückhaltenden Naturell und beschränkten sich aufs Händchenhalten, was einen irgendwie süßen Anblick abgab.

Kurz vor Ende des Werbeprogramms wurde auch der Sitz rechts neben mir belegt. Ein Typ mittleren Alters lies sich hechelnd nieder. Zunächst dachte ich, er sei etwas außer Atem, weil er gespurtet war, um den Anfang des Films nicht zu verpassen, aber er behielt diese Atemtechnik während der ganzen Vorführung bei. Außerdem setzte er hin und wieder zu einem wiehernden Lachen an, bevorzugt bei Szenen, wo ich das als deplaziert empfand. Mein Platz war somit allenfalls noch als suboptimal einzustufen. Und da der Saal mittlerweile gut gefüllt war, war ein Platzwechsel auch nicht mehr möglich.
eteilchen
Der Film hat mir gefallen. Erwartungsgemäß ist er handwerklich gut gemacht, eine typische Eichinger Produktion und die Besetzung hält, was ihrem Ruf entspricht. Im Gegensatz zu Michel Houellebecqs Romanvorlage, die durch des Autors brutalen Nüchternheit brilliert, werden verschiedene Portionen von Leinwandemotionen geboten. Die Liebesgeschichte zwischen Michael (Christian Ulmen) und Annabelle (Franka Potente) trägt herzliche Züge und auch in der dazu konträren Liaison von Christiane (Martina Gedeck) und Bruno (Moritz Bleibtreu) finden sich zarten Nuancen. Im Gegensatz dazu eher abstoßend ein Bruno, der auf den Aufsatz seiner Schülerin wichst oder mit bettelnden Hundeblick seinen Hosenschlitz öffnet. Zwischendurch mit leichter Ironie gezeichnete Szenen, die den Saal zum Lachen bringen wie Brunos verkrampfte Orientierungsversuche im FKK-Camp und die dortigen Rituale oder die Erinnerungen der Halbbrüder an die Hippie-Mama. Eine Mischung, die auf mich weder zu platt, noch zu aufgesetzt wirkt, gerade so, dass ich sie als gute Unterhaltung bezeichnen würde, genug um den Hechler neben mir in den Wahrnehmungshintergrund zu drängen. Der anspruchsvolle Kritiker sieht dies mit Sicherheit anders und wird ein solches Weichspülen nicht huldigen wollen. Und wer sich im Kino mit einer gesellschaftskritischen Reflexion über die Sexualität in Zeiten der Globalisierung vergnügen will, der sollte das Geld für die Tickets sparen.

28Mrz
2006

Fundsache

Heute früh beschloss ich, statt eines der von mir gern getragenen langärmeligen T-Shirts, ein Hemd anzuziehen. Ein Blick in den Kleiderschrank bot eine umfassende Auswahl und gut gelaunt nahm ich mir einen Moment Zeit, etwas genauer das Angebot zu betrachten. Fast überraschend fand ich vier funkelnagelneue, richtig schöne Hemden. Ein Resultat meiner klassischen Einkaufspolitik. Selten gehe ich gezielt shoppen. Vielmehr erwerbe ich meine Kleidung eher ungeplant, oft im Urlaub oder bei Wochenendtrips und bei diesen Gelegenheiten kaufe ich auch gern auf Vorrat ein. Das kommt natürlich meinem leichten Hang zum Sammeln entgegen. Nach solchen Einkaufserfolgen probiere ich die Neuerwerbungen nochmals vergnügt zu Hause an und hänge sie mit dem Gedanken in den Schrank, sie bei der nächsten Gelegenheit zu tragen. Dann bleibt aber so manches Kleidungsstück mit längerer Verweildauer im Schrank. So bevorrate ich nicht nur CDs, Zeitschriften, Bücher in einem Umfang, der deutlich über den täglichen Bedarf hinaus geht, sondern auch Jackets, Hosen, Schuhe, eben Hemden und sogar 30 bis 40 Krawatten, obwohl ich fast nie eine Krawatte trage. Letzteres mag für wirklich elegante und modebewußte Männer (zu denen ich wahrscheinlich nicht zu zählen bin) bescheiden klingen, aber für meine zweifelsohne vorhandene Eitelkeit reicht es aus. Der Fund erinnerte mich auch, endlich diesen halbvollen Kleidersack ganz zu füllen, um ihn bei der hiesigen AWO-Stube abzugeben. Eine geeignete und zum Frühlingsanfang passende Wühlaktion für das kommende Wochenende. Außerdem gewinne ich so Platz für spontane Vorratseinkäufe bei den geplanten Ausflügen nach Koblenz und Hamburg.


Ach ja, ich habe mich übrigens doch nicht für eines der ganz neuen, sondern für ein fast neues Hemd entschieden.

24Mrz
2006

Sechs Stunden Schlaf …

… sind einfach zu viel, weil dann vom Tag nur noch 18 Stunden verfügbar sind und dies ist definitiv zu wenig, um all den Dingen nachzugehen, die man machen will oder machen muss: Essen, Lesen, Arbeiten, Leute treffen, Abhängen, Bloggen, Lieben, Sport treiben, Fotografieren, Spielen … . Die Liste lässt sich natürlich gut erweitern, wobei festzustellen ist, dass die Position "Arbeit" einen überproportional hohen Anteil annimmt. Mit sechs Stunden Schlaf kann ich ansonsten ganz gut leben und sie entsprechen ziemlich exakt meinem durchschnittlichen Schlafbedarf. Die notwendigen Experimente dieser Wochen, den Tag durch Schlafreduktion zu verlängern, sollte ich aber langsam als gescheitert betrachten. Drei Nächte hintereinander weniger als fünf Stunden zu schlafen, machen sich nicht gerade positiv bemerkbar. Und ausgerechnet dann stelle ich fest, dass dieser Sonntag um eine Stunde gekürzt wird.

16Mrz
2006

Namensfindung

Nach meiner mehrtägiger Abwesenheit setzte mich das Reh in Kenntnis, dass der neue Mitbewohner nun auf den Namen Ludwig hören würde. Natürlich wies das Reh alle Verantwortung von sich und schob diese Hein Daddel zu. Hein Daddel hätte sich Tag und Nacht mit dem nun frisch getauften Ludwig unterhalten. Insbesondere hätte er permanent die Aufstellung des THWs erklärt, was Ludwig bestimmt tierisch interessiert hat. So ist eben das Reh, sie benutzt gern Hein Daddel als Sprachrohr und Hein Daddel hat sowieso nur seine Jungs im Kopf, von denen freilich keiner auf den Namen Ludwig hört. Mangels kreativer Alternativen bleibt es jetzt bei Ludwig, obwohl noch nicht abschließend geklärt ist, ob er einen Sonnenkönig oder einen durchgeknallten Bayern im Stammbaum aufweist.

15Mrz
2006

Weisste noch?

Goosen-2Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen - Rahn schießt …“, wer kennt sie nicht, diese nach Goebbels Aufruf zum totalen Krieg wohl berühmteste deutsche Radioaufzeichnung. Nur fehlt in Goosens „Mein Ich und sein Leben“ das finale „ Toooor, Tor für Deutschland“, da es dem verrückten Onkel just in diesem Moment, der die gesamte Familie vor dem Radio versammelt hat, in handwerklichen Geschick gelingt, einen Kurzschluss auszulösen. Und ich muss beim Vorlesen erstmal Pause machen, da Goosens sprachliche Situationskomik meine Bauchmuskulatur fordert. „Mein Ich und sein Leben“ macht einfach Spaß. Diese Sammlung fiktiver oder realer Erinnerung, wie wir sie alle mit uns tragen, ist nicht nur ob seiner Sprache, die immer von einem ironischen Lächeln begleitet zu sein scheint, ein Genuss, sondern serviert beim Lesen auch einen höchst persönlichen Erinnerungscocktail. Manches davon ist zwar Verdamp lang her, aber das Weisste noch, was dabei kölsch in meinen Ohren klingt, ist und bleibt eine wohltuende Melodie.
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ライブチャット 素人 Very pleasant time…
ライブチャット 素人 (Gast) - 6. Dez, 03:25
Sollte es zur Frauen-WM...
Sollte es zur Frauen-WM nicht auch ein Volksfest geben?...
Oliver (Gast) - 14. Aug, 11:46
Ente gut, alles gut...
...so sieht's aus. Ein paar Bilder aus'm Schlachthof...
heldentenor - 16. Sep, 17:43
ich glaube, dies ist...
ich glaube, dies ist ein veganerblog hier. gestern...
rosmarin - 31. Jul, 19:52
ok.... ich hab in meiner...
ok.... ich hab in meiner verzweiflung versucht, in...
rosmarin - 23. Jul, 01:05
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Zuletzt aktualisiert:
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